Herkunft der Eltern entscheidet und Kinderärzte fehlen
Vor allem die soziale Herkunft wirkt sich negativ auf die gesundheitliche Entwicklung aus. Haben die Eltern wenig Geld, ein niedriges Bildungsniveau, einen Migrationshintergrund oder sie sind alleinerziehend, dann leiden die Kinder häufiger unter chronischen Krankheiten. Sie haben häufiger Entwicklungsstörungen und gehen seltener zu Vorsorgeuntersuchungen. Aber es fehlen auch Kinderärztinnen und -ärzte sowie Gesundheitsberatungsangebote für Familien in ländlichen Regionen und in sozial-schwachen Stadtvierteln. Mehr Präventionsangebote im Lebensumfeld von Kindern und Eltern sind dringend erforderlich.
Kindergesundheit als nationale Aufgabe begreifen
Die SPD-Fraktion will diese Ungerechtigkeit beseitigen und Versorgungslücken bei der Kinder- und Jugendgesundheit schließen. Deshalb fordert sie in einem Antrag (17/9059), Kindergesundheit endlich als nationale Aufgabe zu begreifen und ein umfassendes Versorgungskonzept vorzulegen. Dabei sind die Belange von Kindern mit Behinderungen gemäß der UN-Behindertenrechtskonvention besonders zu berücksichtigen.
Kinderärztliche Versorgung verbessern
Die Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wollen Kinderärztinnen und -ärzte als Erstversorger besser in die Verträge zur hausarztzentrierten Versorgung der gesetzlichen Krankenversicherung einbinden. Die besonderen Behandlungsprogramme der gesetzlichen Krankenversicherung für chronisch Kranke (Disease-Management-Programme – DMP) sollen an das veränderte Krankheitsspektrum bei Kindern und Jugendlichen von akuten zu chronischen und von physischen zu psychischen Erkrankungen sowie an die Häufung von Motorik- und Sprechstörungen angepasst und ausgeweitet werden. Die bestehenden Regelungen zur Hospiz-und Palliativversorgung von Kindern- und Jugendlichen sollen konsequenter umgesetzt werden. Zur Verbesserung der Versorgung in der Kinderkrankenpflege soll eine Fachkraftquote geprüft werden. Darüber hinaus soll es verpflichtende kindermedizinische Fortbildungen für alle betroffenen Berufsgruppen geben. Außerdem muss die Bundesregierung die Forschung im Bereich Versorgungs- und Arzneimittelsicherheit bei Kindern stärker fördern.
Haushaltsmittel wieder aufstocken
Der von der Bundesregierung gekürzte Haushaltstitel „Förderung der Kindergesundheit" muss wieder aufgesetzt werden. Auch für die Kindergesundheit müssen nationale Gesundheitsziele formuliert werden. Im Rahmen einer nationalen Präventionsstrategie will die SPD-Fraktion sämtliche Akteure zusammenbringen, um eine Gesundheitsförderung über die gesamte Lebensspanne vom Kindes- und Jugendalter an zu erreichen. Dazu soll die Prävention in allen Kinder betreffenden Umfeldern (Settings) wie Schule, Kita, Verein und Familie ausgeweitet werden. Für psychisch kranke Kinder soll es eine ausreichende Versorgung mit psychotherapeutischen Angeboten und entsprechenden Kriseninterventionsmöglichkeiten geben.
Regierung hat für Kinder- und Jugendgesundheit wenig übrig
Die Bundesregierung bleibt allerdings auch bei der Kindergesundheit strategielos. Erfolgreiche Programme zur Förderung von Kindergesundheit von der damaligen SPD-Gesundheitsministerin, Ulla Schmidt, lässt die Bundesregierung auslaufen und entwickelt sie nicht weiter. Schwarz-Gelb zündet politische Strohfeuer ohne Auswirkungen auf die Versorgung der Kinder- und Jugendlichen und halbiert im Bundeshaushalt 2012 sogar die Haushaltsmittel zur Förderung der Kindergesundheit. Betrugen diese 2010 noch 1,4 Millionen, so sind es 2012 nur noch 650.000 Euro. Diese Politik schafft weitere Ungleichheiten und reißt neue Versorgungslücken, obwohl sie die Ergebnisse des Kinder- und Jugendberichts von 2009 kennt.