Gauck, der als 13jähriger den Aufstand in der DDR selbst miterlebte und die Ereignisse heute als „elektrisierend“ beschreibt, sagte in seiner Rede: „Aus Erinnerung erwächst Verpflichtung und Solidarität“. Gerade für uns müsse heute gelten, dass wir jenen beistehen, die sich für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte einsetzen. Auch Bundestagspräsident Norbert Lammert betonte in seiner Ansprache, dass gerade heute unsere Gedanken bei jenen sind, die aktuell für ihre Freiheit kämpfen. Beide hoben außerdem die besondere historische Bedeutung des Tages in der deutschen Geschichte hervor. Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Dagmar Ziegler betont: „Freiheit und Demokratie sind keine Selbstläufer. Für diese Werte müssen wir uns fortwährend stark machen, damit wir alle sie auch leben können.“

Menschen forderten Einheit und freie Wahlen

Im Juni 1953 traten in der damaligen DDR und in Ostberlin Arbeiter in einen Streik. In über 700 Städten und Gemeinden legten sie ihre Arbeit nieder, um so gegen die SED-Führung zu protestieren und eigene wirtschaftliche und politische Forderungen zu formulieren. Die Mitarbeiter in Betrieben und Genossenschaften forderten die Ablösung der Regierung, freie Wahlen, Demokratie und die Einheit Deutschlands.
Die Ursachen für den Streik und die zahlreichen Demonstrationen waren vielfältig. Die Bürgerinnen und Bürger fühlten sich von ihrer Führung nicht ernst genommen, wenn es um ihre Bedürfnisse ging. Die SED konnte ihr Versprechen, den Menschen innerhalb kurzer Zeit einen höheren Lebensstandard zu ermöglichen, nicht einhalten. Stattdessen wurde von der SED eine Steigerung der Arbeitsproduktivität bei gleichzeiger Preiserhöhungen beschlossen. Die Proteste und Streiks breiteten sich über das ganze Gebiet der ehemaligen DDR aus und erfuhren am 17. Juni 1953 ihren Höhepunkt. Sowjetische Soldaten schlugen an diesem Tag den Aufstand schließlich mit Panzern nieder, durch die sowjetische Militäradministration wurde der Ausnahmezustand ausgerufen. Der Aufstand vom 17. Juni war die erste Massenerhebung in Einflussbereich der Sowjetunion.

Bedeutung des Tages in Erinnerung behalten

Auch in Westdeutschland wurden die Ereignisse beobachtet, die Öffentlichkeit reagierte mit großer Betroffenheit und Anteilnahme. Schon früh gab es Überlegungen diesen Tag in besonderer Weise in Erinnerung zu behalten. Aus diesem Grund wurde der 17. Juni im Jahr 1954 zum „Tag der deutschen Einheit“ erklärt und war bis zur Wiedervereinigung 1990 der Nationalfeiertag der BRD. Und auch heute soll an die historische Bedeutung des Tages, an den Mut der Bevölkerung und an die Opfer des Volkaufstandes erinnert werden.

Im Laufe der Zeit nahm die Erinnerung an den Tag jedoch ab. Bundespräsident Gauck sprach sich dafür aus, den Tag und dessen Bedeutung aus der „Erinnerungskonserve“ herauszuholen. Er wünsche sich, dass das Wissen über den 17. Juni 1953 zum Allgemeingut in Deutschland werde, so dass dieser Tag die Anerkennung erfährt, die ihm gebührt.

 

Johanna Agci