Dazu waren zwei Experten der Deutschen Diabetes Hilfe DiabetesDE, Frau Dr. Stefanie Gerlach, Leiterin Gesundheitspolitik und Herr Dr. Dietrich Garlichs, Vorstand, geladen. Frau Dr. Gerlach stellte klar, dass Übergewichtigkeit und Adipositas nicht mehr nur ein persönliches sondern zunehmend ein gesellschaftliches Problem seien. Dies würde unter anderem durch eine Studie der World Health Organisation (WHO) belegt, nach welcher mittlerweile alarmierende 50 Prozent der Bevölkerung im europäischen Raum übergewichtig seien, davon 20 Prozent sogar adipös.
Auch global sei Fettleibigkeit nach dem Rauchen und der Terrorbekämpfung inzwischen zur drittgrößten gesellschaftlichen Belastung geworden. Gemeinsamkeiten der Betroffenen seien ein niedriger Bildungsstand, Armut oder das Leben in benachteiligten Regionen.
Die Auswirkungen von Übergewicht seien nicht nur gesundheitlicher Art, sondern auch gesellschaftliche Aspekte würden negativ beeinflusst. Insbesondere verringerten sich die beruflichen Aussichten, die Gehälter und Verbeamtungsraten. Auch seien niedrigere soziale Unterstützung, Problembewältigungsstrategien und ein geringeres Selbstwertgefühl laut einer OEDC-Studie von 2012 häufige Folgen. Spezifisch in Nordeuropa sei auch eine verringerte Produktivität aufgrund erhöhter Fehlzeiten zu beobachten und das Risiko der Frühverrentung dreimal höher. Psychische Folgen seien eine erhöhte Chance an Depressionen zu erkranken oder zu vereinsamen.
Dass vor allem bei Kindern auftretende Phänomen „Hidden Hunger“ sei global ebenfalls von Bedeutung. Hierbei handele es sich um einen trotz Normal- oder sogar Übergewicht vorliegenden und deshalb unentdeckt bleibenden Nährstoffmangel. Während in Entwicklungs- und Schwellenländern Vorkommnisse des „Hidden Hunger“ belegt werden konnten, ist das Phänomen in Deutschland in seiner Existenz jedoch umstritten.
Bisherige Lösungsansätze fänden sich laut Frau Dr. Gerlach in der Verbraucherbildung. Bereits ergriffene Maßnahmen im Rahmen der Verhaltensempfehlung, Aufklärungsmaßnahmen, Krankenkassenkursen und Projekten ernährungsbildender und bewegungsfördernder Art im Schulbereich kämen allerdings gegen die bereitgestellte und stark beworbene Vielfalt ungesunder Lebensmittel kaum an. Für die Werbung von Süßwaren werde zum Beispiel 100-mal mehr ausgegeben als für nachhaltige Präventionsmaßnahmen.
Die SPD-Abgeordneten Hagl-Kehl und Schulte setzen auf mehr Ernährungsaufklärung an Schulen. Kinder sollten lernen mit dem Lebensmittelangebot auf dem Markt umzugehen. Die Experten von diabetesDE fordern zusätzlich ein Verbot von Lebensmittelwerbung an Kinder, verbindliche Qualität Standards für Kita und Schulverpflegung und täglich mindestens eine Stunde Bewegung in der Schule. Außerdem seien gesundheitsfördernde Lebensmittelpreise durch Auferlegung einer Zucker- und Fettsteuer erforderlich. Dies sei bereits bei Tabakwaren eine erfolgsbringende Strategie gewesen.