Bei den Luftangriffen auf die kurdische Metropole im März 1988 starben 5000 Menschen. Saddam Hussein schickte mehrere Geschwader der Luftwaffe zu der der iranisch-besetzten Stadt und tünchte die damals 800.000 Einwohner in eine Giftwolke aus Senfgas, Sarin und wohl auch Cyanid.
Der Angriff erfolgte in der sogenannten „Anfal“-Kampagne im Iran-Irak-Krieg, der laut Schätzungen von Human Rights Watch bis zu 100 000 Menschen zum Opfer fielen. Das C-Waffenarsenal konnte der irakische Diktator nur mit Hilfe von internationalen Lieferungen aufbauen. Auch deutsche Firmen haben damals an den Irak geliefert und gegen Rüstungsexportabkommen verstoßen. Einige Verantwortliche für die illegalen Lieferungen aus Deutschland wurden Anfang der 1990er-Jahre verurteilt, andere kamen ungeschoren davon.
Die Opfer und deren Angehörige sind noch heute traumatisiert: Familien wurden getrennt, Überlebende leiden unter Langzeitschäden. Missbildungen, Haut- und Atemwegserkrankungen kommen vor allem in den ländlichen Gebieten des Nordirak vor, wo die medizinische Versorgung oft nicht ausreichend ist und die hygienischen Verhältnisse weitere schwere Krankheiten verursachen. Die schlechte wirtschaftliche Lage der Region lässt nicht hoffen, dass sich die Situation der Menschen bald verbessern wird.
Frank-Walter Steinmeier hat 2009 als damaliger Außenminister mit der Zustimmung der nordirakischen Regionalregierung ein Generalkonsulat eröffnet. Darüber hinaus wurden von der Bundesregeirung zivilgesellschaftliche Projekte unterstützt, darunter dasHalabja Rehabilitation Center for Victims of Chemical Attacks, das Kirkuk Rehabiltation-Center for Torture Victims, das Haukari Anfal-Erinnerungsforum und das Frauenzentrum Khanzad.
Thilo Kühne