Sehr geehrter Herr Präsident!
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Die Zukunft liegt in den Sternen; so doppeldeutig würde ich jetzt mal die Anträge der Koalition, aber auch der FDP zusammenfassen,
(Armin-Paulus Hampel [AfD]: Toll!)
denn das eint unsere Anträge auch. Man kann feststellen: Alle Antragsteller sind sich der zunehmenden Bedeutung der Raumfahrt absolut bewusst.
Im Vorfeld der ESA-Ministerratskonferenz – Herr Jarzombek hat darauf hingewiesen – Ende November in Sevilla fassen wir als Koalitionsfraktionen die zentralen Handlungsfelder bei der Raumfahrt jetzt noch einmal zusammen. Ich möchte mich an dieser Stelle für die angenehme Zusammenarbeit bedanken, Herr Willsch. Es hat richtig Spaß gemacht mit Ihnen – als Energiepolitiker kann man das nicht zu jedem Tagesordnungspunkt so sagen.
(Beifall bei der SPD – Heiterkeit bei der CDU/ CSU)
Die Luft- und Raumfahrt, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist eine Schlüsselbranche für die deutsche Wirtschaft. Sie stellt eine Verbindung zwischen den Hochtechnologien des modernen Informations- und Industriezeitalters dar und hat eindeutig strategische Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Durch die Raumfahrt werden grundlegende Infrastrukturen und Innovationen bereitgestellt, die eine Wertschöpfung in vielen Bereichen erst möglich machen, zum Beispiel wäre ohne Luft- und Raumfahrttechnik autonomes Fahren einfach nur Science-Fiction. Ohne Luft- und Raumfahrttechnik gäbe es keinen Flugverkehr, würden keine Schiffe fahren, die Wetterdienste würden nicht funktionieren, und fast jedes Telefon hat heute ein Navigationsmodul, das nicht funktionieren würde, wenn es keine Satelliten gäbe; ohne Satelliten wäre die moderne Wirtschaft einfach nicht mehr funktionabel.
Einen erheblichen Beitrag leistet die Luft- und Raumfahrttechnik zur Erfüllung der Klimaschutzziele. Das Klimamonitoring erfolgt nämlich maßgeblich über satellitengestützte Erdbeobachtung, und dort kann man sehen, liebe Kolleginnen und Kollegen von der AfD: Es gibt ihn doch, den menschengemachten Klimawandel.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Martin Patzelt [CDU/CSU] – Zurufe von der AfD: Ah!)
Aber nicht nur wissenschaftlich, sondern auch gesellschaftlich ist die Raumfahrt megainteressant. Ich erinnere nur an die beeindruckenden Bilder von Alexander Gerst aus dem Erdorbit in die sozialen Netze hinein,
(Armin-Paulus Hampel [AfD]: Von Greta!)
aber nicht nur in die sozialen Netze hinein, sondern auch in die Köpfe und in Herzen der Menschen hinein, vor allen Dingen der jungen Menschen, die erkannt haben, was der Klimawandel für die Erde eigentlich bedeutet.
Ich kann mich erinnern, wie Ulf Merbold bei mir in der Schule zu Besuch war. Er hat schon damals, Mitte der 80er-Jahre, darauf hingewiesen, wie unglaublich dünn die Atmosphäre um die Erde herum ist, die für das Überleben aller notwendig ist. Hätten wir diese Warnungen von Ulf Merbold Mitte der 80er-Jahre doch ein bisschen ernster genommen!
(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Martin Patzelt [CDU/CSU])
Ein Schwerpunkt unseres Antrags ist der Bereich Space Safety, also die Abwehr von Gefahren im Weltraum und aus dem Weltraum. Da geht es um Weltraumschrott im Orbit, aber es geht genauso auch um die Überwachung von Asteroiden und vor allen Dingen dann auch, wenn diese der Erde gefährlich nahe kommen, um Asteroidenabwehr.
Raumfahrt, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist Industriepolitik. Als Landesgruppenvorsitzender Niedersachsen/Bremen richte ich das Auge dabei besonders auf Bremen. Dort gibt es nämlich viel Hightech und eine Vielzahl guter Arbeitsplätze,
(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: City of Space!)
und die wollen wir auch erhalten, sowohl im Bereich der Trägersysteme Ariane 5 und Ariane 6 als auch beim Bau von Satelliten bis hin zur Orion-Mission, die nach über 50 Jahren endlich wieder den Mond als nächstes Ziel an- steuert.
Nicht nur in Bremen, sondern in ganz Deutschland ist Luft- und Raumfahrttechnik wichtig. Die wenigsten wissen, dass 90 Prozent der Satelliten eine Positionierungsoptik aus Jena haben. Das ist also auch ein gesamtdeutsches Thema.
Wir haben uns in beiden Anträgen klar dafür ausgesprochen, dass es für unsere Schlüsselindustrie wichtig ist, dass bei zukünftigen institutionellen staatlichen Missionen die europäische Trägerrakete Ariane 6 genutzt wird, also die europäische Präferenz durchgesetzt wird. Es ist industriepolitisch wichtig, dass das nationale Programm und der deutsche Beitrag für die Programmzeichnung bei der ESA kontinuierlich erhöht werden, also mehr Geld für Luft- und Raumfahrt ausgegeben wird. In diesem Zusammenhang danke ich meinem Kollegen Thomas Jurk und dem Bundesfinanzminister Olaf Scholz. Im Bereich Raumfahrt ziehen wir an einem Strang, in die gleiche und in die richtige Richtung.
Mehr Geld braucht diese Branche, aber sie braucht auch mehr Aufmerksamkeit. Zu Galileo ist immer wieder zu hören: Das kommt zu spät, dauert zu lange, ist zu teuer. – Als Galileo dann initialisiert wurde, wusste kaum einer, dass man tatsächlich Galileo nutzt. Die allermeisten von uns nutzen ihr Handy mit einem Galileo-System.
Unser Antrag sollte auch dazu dienen, dass mehr Aufmerksamkeit für die Raumfahrttechnik erzeugt wird. Denn, wie ich schon sagte: Die Zukunft liegt in den Sternen. Oder auf Plattdeutsch: Uns Tokunft liggt in de Steerns.
Besten Dank für die Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)