„Ich hatte das Glück, in einer sehr guten Firma anzufangen und arbeite bis heute dort“, erklärt Haas, und ihm ist dabei durchaus bewusst, dass dies heute nicht mehr der Normalfall ist. Denn viele Menschen wechselten häufiger den Arbeitgeber, und auch Zeiten der Arbeitslosigkeit stellten in immer mehr Lebensläufen Brüche dar. Erfreulicherweise habe es bislang in dem Unternehmen wenige Krisenzeiten gegeben, berichtet Haas. Heute arbeiten rund 550 Beschäftigte in dem familiengeführten Betrieb, der hochwertige Metallteile, zum Beispiel für die Automobilindustrie, Elektrotechnik und Medizintechnik, herstellt. 

Beruflich vorangekommen und  Einsatz für die Belegschaft

Vor 43 Jahren hat Gerd Haas seine Ausbildung zum Maschinenschlosser angefangen und damit auch begonnen, Rentenbeiträge zu leisten. Zunächst hat er nach seiner Lehre dafür gesorgt, dass die Maschinen in der Produktion liefen und hat sie repariert. Zweieinhalb Jahre später wechselte er in den Vorrichtungsbau, wo unter anderem Vorrichtungen zur Bestückung von Automaten hergestellt wurden. Haas wollte beruflich vorankommen und legte 1982 erfolgreich seine Meisterprüfung ab. Im Anschluss leitete er die Abteilung, in der damals Zündkerzen produziert wurden. Später übernahm er Verantwortung in der Fertigung von thermischen Schnappscheiben. Das sind Metallbauteile, die bei Temperaturänderung eine kontinuierliche Bewegung ausführen wie z. B. in Schaltern. 2010 wurde IG-Metall-Mitglied Gerd Haas zum Betriebsratsvorsitzenden gewählt. Seitdem setzt er sich als „Freigestellter“ für die Belange der Belegschaft ein.

Kampf für Rente ab 63 war „klasse“

Seit Februar ist Haas in Altersteilzeit. In drei Jahren wechselt er mit 61 Jahren in die Ruhephase. 2020 wird er dank der Möglichkeit, früher abschlagsfrei in Rente gehen zu können, mit 63 Jahren und acht Monaten in den Ruhestand gehen. Dann wird er auf rund 49 Beitragsjahre und auf 46 Jahre Vollzeitarbeit zurückblicken können.
Dass die SPD-Fraktion und Sozialministerin Andrea Nahles (SPD) für die frühere abschlagsfreie Rente für diejenigen, die mindestens 45 Jahre lang in die Rentenversicherung eingezahlt haben, gekämpft haben, findet Gerd Hass „klasse“. „Das gehört zu den wenigen Erlebnissen im politischen Bereich, die ich bisher hatte, dass den Dingen auch nachgegangen wurde. Das war nicht bloß ein Versprechen – hier wurde was getan, “ sagt Haas.

Altersgerechte Arbeit und flexibler in Rente gehen können

Es sei auch wichtig, dass Gewerkschaften und die Politik vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und der damit verbundenen Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters gemeinsam Lösungen entwickelten, ergänzt Haas. Hierbei geht es ihm vor allem um Menschen, die körperlich schwer arbeiten und gar nicht so lange arbeiten können. Darunter fallen beispielsweise Dachdecker. Auch sie müssten früher in Rente gehen können, sagt Haas. Ebenso müssten die Betriebe altersgerechte Arbeitsplätze für die Beschäftigten zur Verfügung stellen, die ihren ursprünglich erlernten Beruf nicht bis zum Rentenalter ausführen könnten. An Lösungen für einen flexiblen Übergang in die Rente arbeitet bereits eine Arbeitsgruppe der Koalition.

Aufstiegsmöglichkeiten wichtig für die Rente

Die Gefahr einer Frühverrentungswelle durch die Möglichkeit des früheren Renteneintritts sieht Haas eher nicht. Dass auch Zeiten der Arbeitslosigkeit bei der früheren abschlagsfreien Rente berücksichtigt werden, ist nach der Auffassung von Gerd Haas gerecht. Schließlich gebe es Regionen in Deutschland, die wirtschaftlich weniger stabil seien. Die Generationengerechtigkeit beim Rentenzugangsalter sieht Haas durchaus gegeben, denn der Eintritt ins Berufsleben habe sich verschoben. Heute seien die  meisten älter als 16 Jahre, wenn sie ihre Ausbildung beginnen. Und wer 45 Jahre und mehr gearbeitet hat, habe es verdient, in Rente gehen zu können. Doch er hat Verständnis für die junge Generation. Wichtig für sie seien gute Aufstiegsmöglichkeiten, denn je mehr durch Arbeit verdient werde, umso mehr gehe auch in die Rente, sagt Haas. Zu mehr Gerechtigkeit würde es seiner Meinung nach führen, wenn zum einen mit der Rentenkasse verantwortlicher umgegangen werde und zum anderen Freiberufler und Beamte auch in die Rentenversicherung einzahlen müssten.

Natur und Landleben genießen

Gerd Haas hat auch genaue Vorstellungen, was er nach seinem langen Arbeitsleben machen möchte. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin will er in seinem Haus und auf seinem großen Grundstück im pfälzischen Wald die Natur und das Landleben genießen.

 

Anja Linnekugel