Was ging dir durch den Kopf als klar war, dass du in den Bundestag einziehen wirst?

Ich gehöre zu denjenigen, die erst in der Wahlnacht wussten, dass es mit dem Einzug in den Bundestag tatsächlich klappen könnte. Ich habe mir erst nach Feststellung des vorläufigen Endergebnisses gratulieren lassen … „Ich habe es tatsächlich geschafft, obwohl bis zum Wahltag viele meinten, ich sei chancenlos“ war mein erster Gedanke, als ich sicher war, dass ich im Bundestag bin. Zunächst einmal habe ich mich einfach gefreut, dann überlegt, wen ich als Erstes außer meinem Mann, der mit mir zusammen am 23.9. um 6 Uhr auf der Webseite des Bundeswahlleiters nachgeschaut hat, informieren möchte: Familie, Kolleginnen und Kollegen, Freunde …

Wie war dein Eindruck nach den ersten Zusammentreffen mit den anderen SPD-Bundestagsabgeordneten? Was nimmst du von den ersten Fraktionssitzungen mit?

Ich habe mich in der Fraktion, in der etwa ein Drittel neu im Bundestag sind, willkommen gefühlt und habe die Diskussionen im Großen und Ganzen als konstruktiv empfunden. Es gibt auch persönliche Anknüpfungspunkte: Eine neue Abgeordnete kennt meinen Patensohn – der in ihrem Wahlkreis für die Grünen angetreten ist – aus dem Wahlkampf, eine der wieder Gewählten meinen Mann aus einem Bund-Länder-Arbeitskreis …

Was musstest du als neues Mitglied des Bundestages alles nach dem 22. September organisieren?

Zunächst einmal muss ich mich noch darum kümmern, dass meine Aufgaben am bisherigen Arbeitsplatz im Bundespresseamt geordnet weitergegeben werden, meine Handakten und Dateien aussortieren und mein Dienstzimmer aufräumen. Parallel dazu muss ich mir Gedanken über mein Wahlkreisbüro machen, weil es in den letzten vier Jahren keinen SPD-Abgeordneten aus meinem Wahlkreis gab. Und ich muss wie alle neuen Abgeordneten geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für mein Bundestagsbüro suchen und mich mit der IT-Ausstattung und dem Intranet des Bundestages vertraut machen. Dafür habe ich als Berliner Abgeordnete den Vorteil, dass ich keine Wohnung suchen muss …

Welcher Politikbereich interessiert dich? In welchem Bundestagsausschuss und in welcher Fraktionsarbeitsgruppe würdest du gern mitarbeiten?

Mein Schwerpunktthema war und ist die Friedenspolitik. Daher würde ich gerne im Auswärtigen Ausschuss und dem Unterausschuss „Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung“ sowie, wenn er wieder eingerichtet wird, dem Unterausschuss „Zivile Krisenprävention“ mitarbeiten.

Was ist dein selbstgestecktes Ziel in deiner ersten Wahlperiode? Was willst du für deinen Wahlkreis/dein Bundesland bewegen, und was willst du inhaltlich für das gesamte Land erreichen?

Ich möchte in meinem Wahlkreis und für die Stadt Berlin erreichen, dass die SPD wieder als die Partei wahrgenommen wird, die die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger ernst nimmt und sich für öffentliche Güter einsetzt. „Bildung ist ein öffentliches Gut“ hat Wolfgang Thierse vor einigen Jahren formuliert. Weitere öffentliche Güter, die für alle zugänglich und bezahlbar sein müssen, sind öffentliche Verkehrsmittel, aber auch Energie- und Wasserversorgung, IT-Infrastruktur und öffentliche Räume – Straßen, Plätze, Grünanlagen.

Ich möchte für die ganze Bundesrepublik erreichen, dass Friedenspolitik wieder als wichtiges Querschnittsthema wahrgenommen wird. Insbesondere ist es notwendig, dass Friedenspolitik wieder als strategische Aufgabe betrachtet wird – wie zu Zeiten von Willy Brandt und Egon Bahr. Und dass dafür Personal und Geld bereit gestellt wird – im Zweifelsfall auf Kosten des Militäretats.